Skischuhe - Hart und weich zugleich

von Redaktion ‎ 12/11/2023
Ausrüstung
Skischuhe - Hart und weich zugleich

Die eierlegende Wollmilchsau ist den Skischuhproduzenten noch nicht geglückt. Die optimale Kombination von sanft gebetteten Füßen und perfektem Halt wird vermutlich auch nicht zu finden sein. In den vergangenen Saisonen war die Rückkehr der Heckeinsteiger die größte Auffälligkeit. Es sind die Modelle, die einen bequemen Einstieg in die Stiefel garantieren, die aber doch noch Randerscheinungen blieben. Denn der überwiegende Teil bleibt beim für das Fahrverhalten doch schon wesentlich erprobteren Einstieg von oben. Damit die Quälerei speziell bei einem Flex jenseits der 120 – das sind sehr harte Modelle – aber nicht zu arg wird, werden die Öffnungen inzwischen weiter oder der obere Schaft im offenen Zustand flexibler.

Für Kids hat Fischer im Vorjahr ein außergewöhnliches (Klein)Kindermodell auf den Markt gebracht (One & Two"). Einige Stichworte zu diesem Produkt: Statt Schnallen gibt es einen Klettverschluss. Mit Laschen lässt sich der Schuh leichter Hochziehen, der Schuh kann auch ein wenig mitwachsen, eine Gamasche mit Reißverschluss hält wasserdicht und die GripWalk®-Sohle wurde auf kindliche Bedürfnisse adaptiert.
Die Entwicklung von Skischuhen hat über die Jahrzehnte viele Stufen erfahren: Der Bergschuh erhielt Metallversteifungen, damit er in der Befestigung am Holzski besser hält. Mit der Festigkeit der Schuhe wurden Sicherheitsfunktionen der Bindungen entwickelt. Dem Schnür- folgte schließlich ab 1970 der Schnallenskischuh. Denn dank der Lifte gings rein ums optimierte Runterfahren. Ersten Versteifungen mit Glasfiber folgten bald reine Kunststoffschuhe. In den folgenden Jahrzehnten wurde vermehrt daran gearbeitet, das Innenleben weich und anpassungsfähig zu kriegen. Ein Prozess, der weiter im Gange ist. Seit einigen Jahren beschäftigt man sich intensiv mit dem Weg zum Skibus oder vom Parkplatz zur Liftstation. Mit der harten, flachen Rennsohle können schon 200 Meter unendlich lang werden. Außerdem nutzen sich die Kunststoffsohlen rasch ab, oft lassen sich Spitze und Ferse nicht einmal als Ersatzteil erneuern. Dann passen die Schuhe nicht mehr in die Bindung – und müssen entsorgt werden. Schon länger haben sich über die Freeride-Modelle weichere Sohlen mit guten Abrolleigenschaften etabliert. Doch die Bindungen spielten da nicht mit – besonders im Verleih. Nun beseitigt Grip-Walk®, das sich am Markt durchgesetzt hat, dieses Problem.

Blasen ade! Natürlich bleibt die stabile Abfahrt und der schmerzfreie Tag im Skischuh das wichtigste Kaufargument. Die Kunst ist hier die goldene Mitte zu finden. Wer auf der sicheren Seite sein will, kann häufig mit Freeride-Modellen glücklich werden. Nordica („Strider“) und Atomic („Hawk“) bieten diese mit 130er Flex an. Sie sind nicht nur Off-Piste optimal, sie können generell einen etwas bequemeren Skitag ermöglichen, als Rennschuhe. Was aber auf jeden Fall zu beachten ist: Faktisch alle höherwertigen Skischuhe sind inzwischen in unterschiedlichen Leistenbreiten zu bekommen. Wohl das wichtigste Moment für eine optimale Passform.

Im "wirklichen" Leben ist es ja nicht gerade ein edler Charakterzug sich angepasst das Leben zu vereinfachen. Beim Skischuh gibt es da keine moralischen Bedenken, sondern es ist das Ziel der neuen Spitzenklasse unter den Boots. „Customized boots“, „Bootfitting“ oder wie es die unterschiedlichen Marken auch nennen mögen.